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Sitzplätze

Was wäre ein Garten ohne Sitzplätze! Sie vermitteln dem passionierten Gärtner zumindest die Illusion, es gäbe so etwas wie Musse im Garten. Ein Leben jenseits der Gartenarbeit. Momente, wo er seine müden Glieder auf den Liegestuhl legen und sein Werk mit Wohlgefallen betrachten kann. Doch ebendieser Gärtner weiss auch: Wer einmal sitzt oder liegt, dessen Blick schweift unruhig über das Grün, um alsbald an einem unwillkommenen Löwenzahn, einer verblühten Rose oder einer aufreizend langsam über ein Hostablatt kriechenden Schnecke haften zu bleiben. Und schon ergreift der hortikulturelle Imperativ wieder Besitz vom Müssiggänger und treibt ihn an, das zu tun, was sein Schicksal ist: Den Makel zu beseitigen, auf dass der Garten in paradiesischer Vollkommenheit erscheine. Dass es in einem wirklichen Paradies eigentlich keine Arbeit geben sollte – und zweifellos auch keine Schnecken, Dickmaulrüssler und Unkräuter -, sind kleinliche Einwände, die den wahren Gärtner nicht anfechten.

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