Natur
Die Natur als Sphäre, in der sich Pflanzengesellschaften spontan, ohne menschliche Eingriffe, entwickeln, kann für den Gärtner in doppelter Hinsicht eine Inspirationsquelle sein. Einerseits entstehen in der Natur oft sehr komplexe und zugleich ästhetisch ansprechende Bilder, die Vorbild sein können für einen „romantischen“, naturalistischen Gartenstil. Andererseits ist die Kenntnis der Pflanzenökologie gerade für den Sammler von grosser Bedeutung. Wer den Naturstandort einer Pflanze kennt, kann in seinem Garten eher die richtigen Bedingungen schaffen, indem er die Pflanze optimal positioniert, für den richtigen Boden sorgt oder sie im richtigen Moment wässert. Wer sich etwa mit Seidelbast (Daphne) aus dem Alpenraum versucht, erhält durch das Studium der Naturstandorte wichtige Hinweise.
Wer sich für die südafrikanischen Zwiebelschönheiten begeistert, ist gut beraten, solche aus den Drakensbergen und Lesotho zu verwenden, da hier die klimatischen Bedingungen den unseren ähnlicher sind als jene in der Kapregion. So gibt es hier im Winter Schnee, Eis und Frost; der „Bergsommer“ beginnt mit der Regenzeit. Zwei Aufenthalte in den Drakensbergen in Begleitung der südafrikanischen Botanikerin und Autorin Elsa Pooley haben uns nicht nur unvergessliche Erlebnisse beschert, sondern auch wichtige pflanzenökologische Einsichten (und aus südafrikanischen Gärtnereien eine Menge Zwiebeln).
Eine weitere botanische Reise führte uns Ende 2021 nach Chile, diesmal mit dem englischen Botaniker und Autor Chris Gardner. Auch Chile hat botanisch vieles zu bieten, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Klimazonen und der abwechslungsreichen Topographie. Erst wenige Pflanzen aus Chile haben bisher Eingang in unsere Gärten gefunden, aber die milderen Wintern hierzulande eröffnen möglicherweise neue Perspektiven.