Winter
Ein blühender Garten im Winter ist in Mitteleuropa zweifellos eine Illusion. Aber wer will schon ganz auf Blüten verzichten, wenn nicht gerade ein Jahrhundertwinter die Statistik durcheinanderbringt? Bleiben starke Fröste aus, kann es durchaus vorkommen, dass in unserem Garten in jedem Monat des Jahres etwas blüht. Im milden Winter 2013/14 überraschte unsere Camellia x vernalis ‘Yuletide’ mit einem Flor bis fast zum Frühling – für uns eine Premiere. Mildes Wetter kann bereits im Januar die Christrosen, seltener die Lenzrosen hervorlocken, während die Sarcococca, mit dem Buchs verwandt, die Bescheidenheit ihrer unscheinbaren Blüten mit einem umso mächtigeren Duft wettmachen. Die Kretische Schwertlilie wirkt das Jahr über eher unscheinbar, zuweilen unordentlich, um dann an einem milden Wintertag den nichts ahnenden Passanten mit ihren duftenden Blüten zu überraschen.
Doch ein paar Blüten machen noch keinen Winteraspekt. Da das Laub der Stauden abstirbt, geht dem Garten gleichsam die dritte Dimension verloren, wenn nicht Bäume und Sträucher weiterhin für Struktur und Volumen sorgen. Dies tun vorab die immergrüne Gehölze. Besonders attraktiv sind diese, wenn sich ihr Laub im Winter violett, rot, orange oder gelb verfärbt, wie dies bei der Nandina domestica oder der Traubenheide (Leucothoe) der Fall ist. Einen Winteraspekt besitzen auch einige laubabwerfende Bäume, sei es durch ihren ansprechenden Habitus oder ihre auffällige Rinde, etwa beim Zimtahorn.